DIE EIGENSCHAFTEN EINES GUTEN JOURNALISTEN
(von Hervé Deguine, Reporter ohne Grenzen)
Die erste Eigenschaft, die man als Journalist unbedingt braucht, ist die Neugier.
Es ist ein Beruf, in dem man viel arbeiten muss. Es gibt keine feste Arbeitszeit. Man arbeitet Tag und Nacht, am Wochenende...
Man muss mit Leidenschaft dabei sein und wissen, dass man kein Vermögen verdient. Wenn man auf Ruhm, Anerkennung, Macht und Geld hofft, ist Journalist nicht der richtige Beruf.
Voraussetzung ist eine gute Allgemeinbildung und eine bestimmte Anzahl an Diplomen.
Wenn ihr beim Fernsehen, Radio oder Internet arbeiten wollt, braucht ihr spezielles technisches Wissen. Man muss also auf eine gute Schule gehen.
Journalist ist ein Beruf, bei dem Glück eine große Rolle spielt: Das Glück einen Job zu finden, das Glück im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Um das Glück für sich arbeiten zu lassen, muss man aufmerksam sein.
RATSCHLÄGE AN ZUKÜNFTIGE JOURNALISTEN
Macht euch während den Interviews Notizen. Das ist ein alter Journalistentrick.
(von Hervé Deguine, Reporter ohne Grenzen)
Ich mache meine Arbeit, indem ich "nette" Dinge über die Sportler schreibe. Aber das hält mich nicht davon ab, auch kritische und weniger angenehme Dinge zu schreiben, wenn ich es als notwendig erachte. Man muss den Abstand zu den Sportlern behalten.
(von Jean-Pierre Bidet, französische Sportzeitschrift L'Equipe)
Man darf nichts schreiben, was man nicht beweisen kann, ansonsten kommt man vor Gericht.
(von Jean-Pierre Bidet, französische Sportzeitschrift L'Equipe)
Eine Frage ist meiner Meinung nach dann gut, wenn der Befragte etwas antwortet, das ein bisschen außergewöhnlich ist. Politiker, zum Beispiel, werden so oft interviewt, dass ihre Antworten immer ein wenig in die gleiche Richtung gehen. Wenn man es schafft, ihnen eine Frage zu stellen, die sie verwundert und ihnen eine etwas andere als die gewohnten Antworten entlockt, war die Frage gut.
Ich weiß nicht, ob es Fragen gibt, die man nicht stellen sollte. Ich glaube, dass man grundsätzlich alles fragen kann, solange die Antworten nicht schon von vornherein klar sind.
(von Blandine Milcent, französische Korrespondentin in Deutschland)
Ich glaube, man muss ein bisschen von dem Mythos des Journalisten loskommen, der die schönste Arbeit der Welt macht, für den es jeden Tag ein großes Fest ist mit Glück und Abenteuer.
Wenn man zum Beispiel die Tour de France mitmacht, bricht man eine Woche vor Beginn auf, dann macht man 3 Wochen Rennen, das heißt, dass man 3 Wochen lang Tausende von Kilometern zurücklegt, man geht spät schlafen, man steht früh auf... Manchmal ist man auch müde vom Rennen, von den Geschehnissen, die nicht immer entweder sehr glücklich oder aufregend sind. Leider muss man die Zeitung jeden Tag füllen. Nicht wir Journalisten bestimmen den Rythmus, sondern das aktuelle Geschehen. Aber wir reißen uns zusammen und fangen wieder von neuem an. Auf zum nächsten Kampf!
(von Jean-Pierre Bidet, französische Sportzeitschrift L'Equipe)