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Wie seid ihr zur Zeit der Mauer nach Berlin gekommen?
Christiane: Also, ich beginne mal mit Fliegen. Man musste immer einen Zwischenstopp in Frankfurt oder in Düsseldorf einlegen, weil es keine Direktverbindung Berlin-Paris gab. Der Unterschied lag daran, dass man immer zwei Flugzeuge nehmen musste, lange während des Zwischenstopps wartete, also insgesamt viel Zeit brauchte, um anzukommen.

Und mit dem Auto, war das schwierig?
Catherine: Ich fuhr anfangs per Autostopp. Wir fuhren von Paris, Porte de la Chapelle, los, es gab viele Tramper, man hielt in der Hand ein Pappschild mit dem Fahrtziel. Wir schrieben erstmal Belgien. Dann fuhren wir nach Köln und Hannover weiter. Und da es die Mauer gab, die nach Helmstedt begann, wusste man, dass man für die letzten 200 Kilometer nur ein Auto bis Berlin brauchte.



Umgab die Mauer nicht nur Berlin?
Christiane: Nein, Berlin war zweigeteilt, Berlin-Ost, die Hauptstadt der DDR und Berlin-West, das wie eine Insel in der Mitte der DDR lag. Es gab eine Mauer um ganz Westberlin herum und eine andere zwischen der der BRD und der DDR.


Und wie lief das ab?
Catherine: Es gab drei Straßen, um aus Berlin rauszufahren. Eine im Norden, eine im Westen und eine im Süden.
Christiane : An der Grenze musste sich das Auto in eine Schlange einreihen.

Gab es mehrere Reihen?
Christiane: Ja, für die Lastwagen, für die Autos, für die DDR, für den Transit... Also musste man sich in die richtige Reihe eingliedern, sonst gab es Probleme. Man brauchte einen Reisepass, als Ausländer reichte der Personalausweis nicht aus, und man musste sogar 5 DM für die Nutzung der Autobahn zahlen. Es gab strenge Kontrollen, sie schauten im Kofferraum nach, sie musterten dich von oben bis unten. Das konnte Stunden dauern...
Catherine: Man bekam ein Durchfahrtsvisum mit der angegebenen Zeit drauf, du musstest in einem bestimmten Zeitraum durchfahren, du hattest weder das Recht, zu lange anzuhalten, noch von der Autobahn runterzufahren, du konntest nicht irgendwo anhalten, um auszu- treten, und du durftest nicht mit den Leuten der DDR reden. Ansonsten gab es auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h.

Und kriegte man Angst?

Christiane: Wir waren immer froh, in West-Berlin anzukommen, aber vorher musste man wieder durch die Grenze.
Catherine: Man nutzte die Gelegenheit, um bei einem Intershop anzuhalten, das waren Läden mit steuerfreien Produkten, man konnte dort Zigaretten, Alkohol usw. kaufen.


Und gab es auch normale Raststätten?

Christiane: Ja, aber du konntest dich nicht irgendwo hinsetzen, man platzierte dich. Es gab Plastiktischdecken mit einem kleinen Blumentopf, auch aus Plastik, in der Mitte.


Und im Zug? Gab es da auch Kontrollen?
Christiane: Kurz bevor man in Berlin ankam, hielt der Zug ungefähr eine halbe Stunde an der Grenze. Es gab Polizisten für die Passkontrolle, und draußen sahst du bewaffnete Soldaten. Also ich habe oft den Nachtzug genommen, du kamst gegen sechs, sieben Uhr morgens an der Westberliner Grenze an, und dann hattest du manchmal Nebel und diese Silhouetten in Uniform mit Waffen und deutschen Schäferhunden... Das war ganz schön unheimlich.


Und warum gab es Hunde?

Catherine: Sie wurden dressiert, um zu kontrollieren, dass sich niemand während der Fahrt durch die DDR versteckte. Die Deutschen aus dem Osten durften nicht nach Westen.

Ah nein ?
Catherine: Im Grunde genommen habe ich niemals etwas Vergleichbares gesehen, es war ein bisschen wie im Film. Sie kamen mit Maschinenpistolen und kontrollierten sogar die Heizungsschächte, dafür stiegen sie auf eine kleine Leiter und öffneten sie mit speziellen Schlüsseln, um nachzuschauen, ob sich niemand versteckt hatte.
Christiane: Und oft wurde man durch das Gebell der Hunde geweckt.


Jetzt ist das viel einfacher!
Christiane: Es gab viele Pass- und Zollkontrollen: An der belgischen Grenze, der Grenze zu Westdeutschland, an der Grenze zur DDR und bei der Einreise nach Westberlin. Dazu kamen noch in jedem Land unterschiedliche Fahrscheinkontrollen.


            

Man konnte nicht wirklich durchschlafen!    
Catherine : Als wir im Winter aus Berlin nach Paris losfuhren, hatten die Züge sehr oft Verspätung, weil sie aus Moskau oder aus Sankt Petersburg kamen und im Schnee steckenge blieben waren. Die Winter waren sehr viel kälter, und es kam vor, dass die Toiletten im Zug eingefroren waren, oder dass eine Spalte am Fenster offen blieb, weil es vereist war. Man fror, da die Heizung oft nicht funktionierte. Also blieb man im Mantel.
Christiane: Gleichzeitig bist du weit gereist. Einmal wurde ich wach und da war eine Frau im Abteil, die mir einen heißen Tee anbot, sie kam aus einer sibirischen Stadt und war Französischlehrerin, sie reiste seit 6 Tagen. Es war sehr schon ein seltsames Gefühl.

Und wo seid ihr eingestiegen?
Catherine: Ich stieg oft Friedrichstraße ein. Es war ein Bahnhof für die Westfahrgäste, aber er lag in Ostberlin. Über den Gleisen war ein Quergang. Dort standen bewaffnete Soldaten, die den Bahnhof überwachten. Und auf dem Bahnsteig, einen Meter vom Gleis entfernt, befand sich eine weiße Linie, und solange die ganzen Kontrollen nicht beendet waren, durfte man nicht die Linie überschreiten. Das dauerte eine gute halbe Stunde. Dann ver-kündete eine Stimme aus dem Lautsprecher, dass man in den Zug steigen dürfe...

 

Interview: Alina, Alexander, André, David und Sidney

Zeichnungen: Alina

Text, Zeichnungen und Fotos © Grand méchant loup | Böser Wolf

Paris-Berlin hin- und zurück

Damals, als Berlin in West und Ost geteilt war...