Die Aufgaben der Hunde während des Ersten Weltkrieges
Ausschnitte aus einem Interview der Kinderreporter vom Bösen Wolf
mit Eric Baratay, Historiker und Experte für Tiergeschichte
Rettungshunde
Am Anfang setzte man Hunde ein, um Verwundete nach einer Schlacht ausfindig zu machen. Deshalb nannte man die Hunde Rettungshunde. Bei den Deutschen und den Franzosen (die Engländer hatten keine Rettungshunde) sollten sie Verletzte finden und ihnen Verbandsmaterial bringen. Aber auch Krankenpfleger zu den Verletzten führen, damit diese sie versorgten konnten.
Rettungshunde wurden jedoch nur für kurze Zeit eingesetzt, weil die Fläche zwischen den jeweiligen Schützengräben nicht sehr groß war. So konnten die Verletzten auch ohne Hunde leicht gefunden werden.
Wachhunde
Mit dem Aufkommen der Schützengräben wurden Hunde auf ganz verschieden Weise eingesetzt, zum Beispiel als Wachhunde. Hierfür wurden Hunde mit einer guten Witterung gewählt, die Gerüche schnell aufspüren konnten und ein gutes Gehör hatten. Sie sollten feindliche Soldaten wittern, sobald diese versuchten, zu den gegnerischen Linien zu gelangen. Auf diese Weise nahm man Gefangene, die Informationen des feindlichen Lagers liefern konnten.
Damit die Hunde gute Arbeit leisteten, war eine enge Beziehung zwischen ihnen und dem „Herrchen“ notwendig. So sahen es die Deutschen und die Engländer. Die Franzosen hingegen glaubten, dass die Hunde die Menschen ersetzen könnten. Manche Hunde wurden die ganze Nacht lang allein gelassen, ohne jemals den Zuspruch des „Herrchens“ zu bekommen. Viele wurden vom ständigen Wache halten krank oder bekamen Gesichtslähmungen, da sie unaufhörlich schnüffelten oder die Ohren spitzten.
Transporthunden wurden Tragetaschen an die Flanken gebunden und sie transportierten Granaten, kleine Blindgänger oder brachten Nahrung in die Schützengräben. Da Hunde nicht sehr groß sind, konnten sie sich im Gegensatz zum Menschen leicht fortbewegen ohne gesehen zu werden.
Botenhunde
Botenhunde transportierten wichtige Informationen. Auch hier sah die Verwendung in jedem Land anders aus:
Die Engländer legten großen Wert auf eine starke Beziehung zwischen Hund und Herrchen. Das Herrchen blieb im Hinterland, der Hund jedoch wurde in die Kampflinie gebracht und angebunden. Sobald er eine Nachricht überbringen sollte, band man sie ihm um den Hals und ließ ihn frei. Der Hund hatte dann nur eins im Sinn: Wieder zu seinem Herrchen zu kommen.
Die Franzosen brachten ihren Hunden bei, von Fähnchen zu Fähnchen zu laufen, also von einem Stück Stoff zum nächsten. Sobald der Hund das zweite Stück Stoff sah, wusste er, dass er umkehren muss. Der Sinn dieser Übung bestand darin, dass sie die Beziehung zwischen Hund und Herrchen überflüssig machte.
Die Deutschen verbanden beides. Der deutsche Hunde hatte zwei Herrchen und lernte, von einem zum andern zu laufen. Um zu verhindern, dass ein Herrchen getötet wurde, verlief die Strecke nicht vom Hinterland zur Front, sondern stets im Hinterland, parallel zur Front. Der Hund lief dort also von Herrchen zu Herrchen.
Zu Beginn war den Soldaten in keinem der Lager der Sinn der Botenhunde klar. Es gab Soldaten, die gern einen Hund als Gefährten gehabt hätten. In einigen Texten wird beschrieben, dass Soldaten den Hunden Knochen oder Fleisch gaben, sodass die Hunde – anstatt ihre Nachrichten zu überbringen – bei den Soldaten blieben und fraßen. Es dauerte einige Monate bis man den Soldaten beigebracht hatte, dass sie die Hunde nicht von ihrer Arbeit abhalten durften.
Die Hunde trugen auch Gasmasken
Von Schützengräben zum Hollywood Boulevard: Rintintin, ein außergewöhnlicher Hund
Der Hund wurde von einem Soldaten in einem französischen Dorf entdeckt, das von den Deutschen besetzt und 1918 von den Amerikanern bombardiert worden war. Die Deutschen hatten sich zurückgezogen. Der Soldat betrat ein großes Gebäude, das ein Hundezwinger war. Dort lebten deutsche Hunde, die für die Armee arbeiteten. Alle Hunde bis auf eine Hündin mit 4 oder 5 Welpen waren tot. Der Soldat verteilte die Hunde unter seinen Freunden und behielt zwei Welpen, ein Weibchen und ein Männchen, die er Rintintin und Nénette nannte.
Es gab damals zwei berühmte Puppen, die ein Paar darstellten, das einen Bombenangriff überlebt hatte. Man glaubte, dass diese beiden Puppen – Rintintin und Nénette – Glück brachten. Und der Soldat dachte, dass die beiden Welpen bei dem Bombenangriff auch viel Glück gehabt hatten und dass sie ihm Glück bringen würden.
Dann ist folgendes passiert: Der Soldat überlebte den Krieg. Bevor er die beiden Hunde – deutsche Schäferhunde – mit zurück nach Amerika nahm, wollte er sich informieren. Denn damals war das eine neue Rasse, die Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland gezüchtet worden war. Außerhalb Deutschlands waren diese Hunde noch nicht sehr bekannt, also suchte der amerikanische Soldat einen deutschen Gefangenen und fragte ihn, wie man sich mit den Tieren verhielt und wie man sie erzog. Nénette starb während der Reise. In den Vereinigten Staaten angekommen, zeigte sich schnell, dass Rintintin ein sehr intelligenter Hund war und der Soldat begann, ihn fürZirkusnummern zu dressieren. So wurde er von einem Filmproduzenten entdeckt, der ihn für Westernfilme engagierte, wo er als amerikanischer Hund gegen die Indianer kämpfen sollte. Rintintin war einer der bekanntesten Hunde des 20. Jahrhunderts.
Noch mehr über Tiere im Krieg im Interview mit dem französischen Tierexperten Eric Baratay>>>
Interview: Anissa, Chloé, Clara, Dagmara und Gaïa | Kinderredaktion Grand méchant loup
Zeichnungen: Alina , Anissa und Dagmara | Kinderredaktion Grand méchant loup
Foto Transporthunde: @ Famille Charles Failin
Foto Hund mit Gasmaske: Le Miroir N°234 am 19. Mai 1918
© Grand méchant loup | März 2014