Ruben Gralki ist Tierpfleger im Zoologischen Garten von Berlin. Er spricht mit den Bösen Wölfen über seinen Alltag mit Affen und mehr…
Ich habe mich nach 10 Jahren Schule für eine Ausbildung hier im Zoo beworben. In drei Jahren durchläuft man alle Tierbereiche, und dann ist man schon fertig. Ich bin jetzt seit über 20 Jahren hier.
Die meiste Zeit macht man sauber, dann kommt Futter vorbereiten, füttern, schauen, dass die Tiere gesund bleiben, Tiere beschäftigen, den Besuchern etwas erklären, Gehege einrichten, das sind die Hauptaufgaben.
Wir sind ein Team und als erstes schaut man, ob alle Tiere gesund sind, ob alle Gehege in Ordnung, sind. Dann wird die Arbeit aufgeteilt: einer macht die verschiedenen Mahlzeiten für alle Tiere fertig, die anderen machen sauber, einer übernimmt die kommentierte Fütterung, wo man den Besuchern etwas erklärt. Wir überlegen uns etwas um die Tiere zu beschäftigen und manche werden trainiert.
Es gibt zwei Bereiche: einmal die kleinen Affen, wo ein anderes Tierpflegerteam arbeitet und die großen Affen. Da arbeite ich, also bei den Menschenaffen: Gorillas, Schimpansen, Orang-Utans und Bonobos.
Ich wohne hier, direkt über dem Affenhaus. Nicht alle Pfleger wohnen hier. Wenn die Besucher um 18h30 raus aus dem Zoo sind, wird es ruhig, und die Tiere reagieren dann auch anders. Es ist schön hier zu wohnen, und ein bisschen seinen eigenen Park zu haben. Nachts schlafen die meisten Tiere.
Wenn man direkt mit den Tieren zu tun hat, zum Beispiel wenn man ihnen etwas beibringt.
Ja. Man kennt sie alle persönlich, nicht nur mit Namen. Jeder Affe hat einen eigenen Charakter. Mit einem versteht man sich besser, mit dem anderen vielleicht weniger. Das ist wie mit Menschen. Mir sind die Bonobos am liebsten, sie sind den Schimpansen ähnlich.
Ja, einer von den Bonobos. Aber vor kurzem wechselte er zum Kölner Zoo, weil die Tiere unter den Zoos ausgetauscht werden. Das war ein bisschen schwer für mich, aber ich habe ihn auf der Reise und für ein paar Tage in Köln begleitet.
Ja. Es gibt Arten, die in Gruppen leben, andere, die eher einzelgängerisch sind. Sie ernähren sich anders, kommen aus verschiedenen Lebensräumen und Ländern.
Es ist sehr verschieden. Die Menschenaffen werden in der Natur höchstens 45 Jahre alt. Im Zoo werden sie älter. Wir kümmern uns auch um sie, wenn sie älter und schwächer werden. Im Zoo können sie über 60 Jahre alt werden. Ein Gorillaweibchen wird dieses Jahr 60 Jahre alt.
Das erste halbe Jahr sind sie nur an der Mutter, erst danach fangen sie an, sich für die Umgebung zu interessieren, greifen nach einem Ast oder Futter. Bis sie sich mal ein Stück von der Mutter entfernen dauert es ein Jahr. Sie trinken bis zum 5. Lebensjahr noch Milch von der Mutter.
Die Menschenaffen kriegen Obst und Gemüse, auch ein bisschen Tierisches wie Eier, Joghurt und manchmal auch gekochtes Fleisch. Wir haben hier nicht die Nahrung, die die Tiere in ihrem Herkunftsgebiet haben. Deshalb versuchen wir es mit Produkten von hier zu ersetzen. Und da die Affen ganz oft am Tag in der Natur fressen, machen wir das auch im Zoo. Wir füttern die Gorillas sechs Mal am Tag.
Zu den Aufgaben der Pfleger gehört es auch, die Tiere zu beschäftigen. Deshalb wird ihnen das Futter manchmal versteckt gegeben, dass sie sich anstrengen müssen, um daran zu gelangen. Wir füllen Joghurt in Metallbehälter, die Affen müssen sich den dann mühselig mit Stöckchen rausholen. Rosinen kriegen sie in einem Holz mit Löchern, so haben sie auch etwas zu tun.
Viele essen am liebsten Süßes, zum Beispiel Bananen oder Weintrauben. Es ist auf Dauer ungesund, sie müssen genügend Gemüse oder Blätter fressen. Ein Schimpansenweibchen hier mag besonders gern Zwiebeln, andere Porree, es ist von Tier zu Tier unterschiedlich.
Leider ja, sie geben das, was Affen mögen, wie Nüsse… Aber wenn 30 Leute das an einem Tag tun, kann es schnell ungesund, sogar gefährlich für die Tiere werden. Manche Affen betteln, wenn sie Menschen mit Eis sehen, sie klatschen oder machen Faxen, und die Besucher können nicht widerstehen und geben es ihnen. Das ist sehr ärgerlich.
Nein, das ist nicht nötig und sie würden es nicht mögen. Wir gehen auch nicht direkt zu den Tieren ins Gehege rein. Schimpansen sind ziemlich wasserscheu, in Afrika schützen sie sich unter Blättern, wenn es regnet. Sie können auch nicht schwimmen.
Sie sind nicht voller Läuse oder Flöhe. Man sagt, Lausen ist gut für das Fell. Es geht jedoch weniger um Pflege, als um Freundschaft zu bekunden, um Bindungen zu festigen.
Wir machen zum Beispiel ein medizinisches Training mit ihnen. Wir bringen ihnen bei, wie sie uns Arme und Füße durchs Gitter reichen, wie sie sich von uns in das Maul gucken lassen oder sich Spritzen geben lassen, Temperatur messen, auf Kommando urinieren. Es erleichtert die Arbeit des Tierarztes sehr. So ein Training macht den Tieren Spaß, vor allem weil sie Futter dabei bekommen.
Man kennt schon die Tiere, aber man darf nicht vergessen, dass es wilde Tiere sind. Es kann passieren, dass sie einen Finger abbeißen.
Orang-Utan-Weibchen Djasinga hat ihr erstes Baby verstoßen. Die Mutter blieb nicht beim Jungtier nach der Geburt, normalerweise bleibt das Baby direkt am Bauch der Mutter festgeklammert. Sie hat sich nicht dafür interessiert. Wir haben ihr noch Zeit gegeben, es hat aber nicht genützt. Deshalb haben wir ihm alle zwei Stunden die Flasche gegeben, auch nachts. Es hat bei uns in der Wohnung geschlafen. Es hatte eine Kiste mit einer Heizdecke. Wir haben es gewickelt, damit es sauber bleibt, warmgehalten, und dann haben wir uns entschieden, dass es in einen Zoo nach England kommt. Dort gab es auch ein Orang-Utan Baby ohne Mutter. Und es geht ihm dort gut. Wichtig ist, dass solche Jungtiere nicht lange allein bei Menschen bleiben, weil das zu falschem Verhalten führt.
Schimpansen sind den Menschen am nächsten verwandt. Wenn die Weibchen geschlechtsreif sind, verlassen sie die Gruppe. Auf dem Foto sieht man Karl und Lili beim Lausen.
Orang-Utans leben in Bäumen und gehen selten auf den Boden. Sie leben nicht als Paare, sondern getrennt. Orang-Utan-Männchen werden doppelt so schwer wie ein Weibchen. Die langen Haare dienen dazu, sehr groß auszusehen, um andere Männchen zu beeindrucken. Der heißt Mano und wird nun 40 Jahre alt.
Fatou wird 60 dieses Jahr, sie ist noch in Afrika geboren und 1959 hierhergekommen. Es ist seit den 1970er Jahren nicht mehr erlaubt, solche Tiere aus der Natur zu nehmen. Sie lebt inzwischen leider allein, weil es in der Gruppe nicht mehr geht. In diesem hohen Alter hat sie gern ihre Ruhe. In der Gorilla-Gruppe gibt es Weibchen und nur ein Männchen: Ivo mit dem Silberrücken. Er ist der Chef, leider nicht zeugungsfähig. Er ist unheimlich clever und liebt es, das Futter aus einem Kasten voller Löcher mit Hilfe eines Stocks zu holen. Das Weibchen auf dem Foto heißt Djambala.
Bei den Bonobos haben die Weibchen das Sagen. Nur zwölf Zoos in Europa halten Bonobos. Sie kommen nur in der Demokratischen Republik Kongo vor, in einem kleinen Gebiet des Regenwaldes. Ich war auch mal dort, bei einem Projekt, wo man sie in der Natur beobachtet hat. Das ist ganz spannend, wenn man die Tiere sonst nur im Zoo kennt.