Clown im Krankenhaus
Rote Nasen zwischen weißen Kitteln
Nathalie Bauchet ist Schauspielerin und Clown im Krankenhaus. Sie gehört einem Team von fast hundert professionellen Schauspielern des Vereins le Rire médecin (auf Deutsch das Arzt-Lachen). Ein Interview mit den Reportern des Bösen Wolfes.
Wollten Sie schon als Kind den Clown spielen?
Als Kind war ich immer der Hausclown, auch in der Schule, ich mochte Spaß, wollte alle zum Lachen bringen, auch wenn es nichts zu tun hat mit dem Clown, der ich heute bin. Denn das ist ein Beruf, eine Arbeit, die man erlernt, man spielt nicht irgendwie den Clown.
Wie kamen Sie auf die Idee, Clown im Krankenhaus zu werden?
Ich hörte davon, dass es Clowns in Krankenhäusern gibt. Ich hatte schon eine Ausbildung als Schauspielerin und auch ein bisschen als Clown. Ich traf mich mit Caroline Simonds, Vorsitzende des Vereins le Rire médecin. Wir haben lange miteinander gesprochen, dann kam eine Spielprobe, die ich bestand. Nun bin ich schon seit 20 Jahren dabei.
Möchten Sie ein fröhliches Bild von den Ärzten vermitteln, damit Kinder weniger Angst vor ihnen haben?
Die Frage ist gut, weil wir nicht unbedingt ein lustiges Bild der Ärzte vermitteln wollen. Wir helfen dem Arzt, nicht nur ganz ernsthaft mit dem Patienten, also mit dem Kind umzugehen. Der Arzt ist schließlich auch ein Mensch, der gerne lacht. Der Kontakt mit den Clowns entschärft den ernsthaften Charakter des Arztes, der so nicht nur ernste Sachen sagt. Wir arbeiten viel mit den Ärzten, wir begleiten sie bei Behandlungen, wir unterstützen sie durch unser Spiel.
Wo treten sie auf?
Ich gehöre zu einem Team von elf Clowns, die für die Gegend Orléans-Tours in Mittelfrankreich zuständig sind. Wir treten immer in denselben Krankenhaus-Abteilungen auf und immer zu zweit, normalerweise zweimal die Woche. Es muss eine bestimmte Regelmäßigkeit geben, aber nicht jeden Tag, damit eine gewisse Überraschung bleibt.
Können Sie uns erzählen, wie es abläuft?
Wir kommen früh morgens an, dann bekommen wir Infos über die Kinder, wir stehen natürlich unter Schweigepflicht. Man sagt uns, wer da ist, woran das Kind leidet, wie es ihm geht… denn alles wird einen Einfluss auf unser Spiel haben. Danach ziehen wir uns um und gehen von Zimmer zu Zimmer.
Wie verkleiden Sie sich?
Die Clowns in Krankenhäusern sind meistens nicht sehr geschminkt. Nur ein bisschen weiß über den Augen, ein bisschen Lippenstift, die rote Nase natürlich, ein ziemlich schlichtes Kostüm, ich mag als Farben orange und blau. Manchmal sind die Klamotten zweckentfremdet, das ist jedoch anders als bei den Zirkusclowns.
Improvisieren Sie oder machen Sie eine Vorführung?
Einmal im Monat haben wir eine Fortbildung, da studieren wir einen neuen Auftritt ein, die Art die Zimmer zu betreten, die Clownskostüme… Man weiß aber trotzdem nie, was geschehen wird, in dem Zimmer, das man gerade betritt. Man improvisiert doch sehr viel.
Haben Sie auch einen Clownsnamen?
Ja, das ist Allumette Pochon. Als Jugendliche habe ich ein Clown-Praktikum gemacht, dabei musste man sich einen Clown-Ausweis ausdenken. Der Name Allumette (Streichholz) fiel mir ein, weil ich eher spritzig, feurig bin und viel Energie habe: das passte. Später, als ich mich intensiver mit der Arbeit des Clowns beschäftigte, habe ich Lust auf einen Nachnamen bekommen. Pochon finde ich witzig, das bedeutet Plastiktüte hier in der Gegend. Ich mag diesen Klang, es passt zum Vornamen. Man kann Wortspiele damit auf Französisch machen, es fängt mit P wie Pig an und liegt nah am Cochon (Schwein). Kinder mögen es.
Wie fühlen Sie sich, wenn die Kinder lachen?
Es macht Spaß, eine lustige Abwechslung ins Krankenhaus bringen zu können. Manchmal sind wir in Abteilungen, wo die Kinder leiden, und wenn ein Lächeln erscheint, ist es magisch. Manchmal erwartet man es überhaupt nicht, es ist sehr spontan. Und manchmal ist es der Anflug eines Lächelns, und es ist großartig, je nachdem, was das Kind hat. In solchen Fällen haben wir es geschafft.
Was ist für Sie Engagement?
Das ist die Begegenung mit dem Anderen. Engagement bedeutet, sich auszutauschen und sich für eine Sache oder Idee einzusetzen. Beruflich engagiere ich mich mit ganzer Kraft, weil es um Gestaltung geht. Denn für uns Künstler geht es ja nicht nur um den Einzelnen. Ich engagiere mich auch privat – es ist eine Lebensart.
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