"Unser Erfolg hat mit unseren Familien zu tun"

Ein Interview der Kinderreporter der Bösen Wölfe mit

vier Spielerinnen der jordanischen Fußball-Nationalmannschaft

Reema Mussa'ada, Enshirah Alhyasat, Alaa Abu Kashieh, Farah Al Badarneh

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Während des Interviews: links die Bösen Wölfe, rechts (in weiß) die Spielerinnen,

vorne (in rot) unsere Dolmetscherin und die Organisatorin des Treffens, Asia Afaneh-Zureiki

 

 

 

 

 

 

Die jordanische Fußball-Nationalmannschaft gewann den erstmals ausgetragenen ARABIA Cup 2010, an dem acht Frauen-Fußballnationalmannschaften aus der arabischen Welt teilnahmen.

Damit gewann sie ein Trainingslager in Deutschland rund um die Frauenfußball-WM 2015, das Juni-Juli stattfand.

Das Interview fand vor dem Spiel gegen Türkiyemspor Berlin e.V statt:

 


FUSSBALL in JORDANIEN

Seit wann spielen Sie Fußball?
Seit etwa 5 Jahren.

Wie sind Sie darauf gekommen?

Wir haben in der Schule angefangen, waren in der AG Fußball. Die meisten Spielerinnen sind zwischen 19 und 20 Jahre alt. Nach und nach wurden immer mehr Fußballvereine für Mädchen und Frauen gegründet.

Gibt es in Jordanien schon lange Fußballvereine für Mädchen?

Seit 5 Jahren ungefähr ist es populärer. 2005 gab es nur vier Vereine, aber inzwischen gibt es neun. Mädchen werden jetzt sogar zum Trainer ausgebildet.

Seit wann dürfen Frauen in Jordanien Fußball spielen?

Schwer zu sagen. Es hat sich einfach entwickelt. Aber wir kommen aus der Hauptstadt Amman. Diese Stadt ist nicht ganz zu vergleichen mit anderen Städten. Amman ist sehr aufgeschlossen.

Interessieren sich viele Frauen in Jordanien für Fußball?

Ja, es besteht ein sehr großes Interesse. Immer mehr Mädchen möchten gerne Fußball spielen. Selbst die Schulen haben dieses Interesse entdeckt und konzentrieren sich jetzt auf den Frauenfußball.

Was sagen Ihre Freunde, Ihre Familien dazu?
Am Anfang war es ein bisschen schwierig, weil es ein Männersport ist. Es hat ein bisschen gedauert, das Eis aufzubrechen, aber inzwischen ist Frauenfußball immer beliebter. Im Grunde liegt unser Erfolg an unseren Familien. Und je mehr Erfolg wir haben, desto mehr werden wir von unseren Angehörigen unterstützt. Sie sind stolz auf uns und freuen sich mit uns.

Im Iran dürfen Frauen nicht vor Männern spielen. Wie ist es in Jordanien?

Das kennen wir nicht, in Jordanien ist es völlig normal. Wir trainieren am selben Ort wie die Männer und es gibt auch Jungs, die hin und wieder mit uns trainieren.

Wie oft trainieren Sie pro Woche?
Anfang des Jahres hatten wir dreimal die Woche Training und dreimal die Woche ein Spiel. Aber manchmal trainieren wir bis zu sechsmal die Woche und spielen auch entsprechend häufig.

Haben Sie neben dem Fußball einen weiteren Beruf?

Die meisten von uns gehen noch zur Schule oder sie studieren. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn wir auch noch finanziell gefördert werden könnten, damit wir uns nur auf das Fußballspielen konzentrieren, aber das ist noch nicht der Fall.

Wie werden Sie von Ihren männlichen Kollegen akzeptiert?
Gut. Wir motivieren uns gegenseitig und letztlich haben wir dasselbe Ziel: wir spielen für unser Land.

Ist es schwer, bei hohen Temperaturen Fußball zu spielen?

Eigentlich ist es kein Problem. In Jordanien wird es aber nicht so heiß wie in anderen Ländern der Region. Wir haben schönes Wetter. Ihr müsstet mal zu uns kommen!


Die Jordanische Nationalmannschaft vor dem Spiel in Berlin in Juli 2015


Sind Sie in Jordanien bekannt?
Ja, wir sind bekannt. In letzter Zeit hat sich auch die Werbung für uns interessiert. Wir werden immer mehr gefördert und werden dadurch noch bekannter. Aber nicht nur in Jordanien, sondern mehr und mehr in der ganzen arabischen Region.

Spielen Sie auch gegen andere jordanische Mannschaften?

Eigentlich haben wir keine gleichwertigen Gegner. In unserer Mannschaft sind schon die besten Spielerinnen. Wir können entweder gegen schlechtere Teams spielen oder gegen männliche Jugendmannschaften. Wir spielen aber auch gegen ausländische Teams.

Und kommt es öfter vor?
Nicht regelmäßig. Seit Dezember letzten Jahres haben wir ein Spielprogramm. Seitdem haben wir gegen Tunesien und zwei Mal gegen eine Mannschaft von Bayern München gespielt. Im Mai waren wir in Holland, haben dort zwei Spiele gehabt. Dann waren wir in Stuttgart und jetzt spielen wir in Berlin.

ARABIA CUP


Sie haben den Arabia Cup gewonnen.Waren die anderen Teams stark?
Wir hatten dasselbe Niveau wie die Ägypterinnen. Die palästinensische Mannschaft und die aus Bahrain sind neu und weniger erfahren. Ihr Niveau ist vielleicht ein bisschen niedriger.


 

Vor dem Spiel in Berlin, eine letzte kurze Besprechung

 

Haben alle Mannschaften mit Kopftuch gespielt?
Nein. In Jordanien leben viele Christen. Unsere Mannschaft besteht aus christlischen und muslimischen Spielerinnen. Eine Kopfbedeckung bleibt den Spielerinnen überlassen. In unserer Mannschaft gibt es zum Beispiel fünf verschleierte Spielerinnen.

Wieviele Zuschauer fanden sich zu den Spielen ein?
Nicht so viele, vielleicht 1000.

Wird es den Arabia Cup weiterhin geben?
Wir hoffen sehr. Es gibt sonst nur eine Meisterschaft innerhalb der Arabischen Liga.

Hoffen Sie auf eine Qualifizierung bei der nächsten Frauenfußball-Weltmeisterschaft?
Selbstverständlich. Das ist der Traum jeder Spielerin, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen und den Titel zu gewinnen.

BUMMELN und FUSSBALL in BERLIN

Hatten Sie Zeit für einen Bummel durch Berlin?
Ja. In zwei Tagen haben wir schon viel von Berlin gesehen, das ist eine sehr schöne Stadt.


Was machen Sie heute nach eurem Spiel ?

Wir werden das Spiel Deutschland-Frankreich anschauen und wir sind uns einig, wir werden dabei die Deutschen anfeuern...

Wir sind Deutsch-Franzosen. Wir wissen nicht, für wen wir sind.

Dann müsst ihr die USA anfeuern. Chokran (merci auf arabisch) und viel Glück für's Spiel!

 

   

Am Ende gewannen die Jordanierinnen gegen die Fußballerinnen von Türkiyemspor Berlin e.V mit 9:1 - Bravo!!!

Interview: Alina, David und Emmanuelle

Photos: André

Zeichnungen: Alina

Fotos, Text & Zeichnungen: © Böser Wolf e.V.

Juli 2015 | www.boeser-wolf.schule.de


Ein besonderer Dank an das Goethe Institut für das Ermöglichen des Interviews

und und an Asia Afaneh-Zureiki für die Übersetzung !