Knut, der Eisbär und sein Tierarzt

André Schüle, Tierarzt von Knut erzählt über den berühmtesten Eisbär der Welt den Kinderreportern des Bösen Wolfes

Hier kannst du Spannendes über folgende Themen lesen:

 

Warum wollte Toska sich nicht mehr um Knut kümmern? >>>

Knut, wenn er größer wird >>>

Warum die Eisbären nicht weiß sind? >>>

Gefällt Ihnen Ihre Arbeit?

Ja, meine Arbeit gefällt mir sehr. Man hat hier viel mehr unterschiedliche Tierarten als würde ich in einer Kleintierhandlung arbeiten, wo hauptsächlich Katzen, Hunde, Kaninchen und Meerschweinchen kommen. Hier haben wir 14.000 Tiere in 1500 verschiedenen Arten.

Warum wollte die Mutter von Knut sich nicht mehr um ihn kümmern?

Die Mama von Knut – die Toska heißt – hat erst zweimal Junge bekommen. Das gibt' s bei vielen anderen Wildtieren auch. Dass sie erst einmal lernen müssen: Was ist denn jetzt meine Aufgabe? Wie muss ich mich um mein Baby kümmern? Sie weiß noch nicht, dass sie mit ihrer Tatze das Baby an die Brust führen muss, damit es trinken kann. Deshalb ist sie einfach aufgestanden und weitergelaufen. Sie war auch nicht böse, hat das Baby auch nicht gebissen, was auch mal passiert.

Hat das erste Baby gelebt?

2005 bei der ersten Geburt von Toska ist das Jungtier gestorben. Bei der zweiten Geburt ist leider der Zwillingsbruder von Knut am dritten Tag gestorben. Und Knut hat es zum Glück geschafft. Es ist auch in der freien Wildbahn nicht selten, dass nicht alle Jungtiere überleben.

Ist es ein Drama für Knut?

Als er auf die Welt kam, war er blind und taub, hat seine Mutter also nicht gesehen und gehört. Er hat sie bestimmt gerochen, aber wenige Stunden nach der Geburt haben wir ihn von der Mutter getrennt, weil er sonst an Unterkühlung gestorben wäre. Wir haben ihn in einen Brutkasten gelegt:  das ist ein großer Kasten, der 30 bis 35 °C warm ist. Dort hatte er es kuschelig warm und ist dort 45 Tage geblieben, bis er in seine große hölzerne Schlafbox umgezogen ist.

Woher nehmen Sie die Ideen für Knut's Kunststücke?

Die hat er sich selber ausgedacht! Die Pfleger versuchen mit Knut genauso zu spielen, wie kleine Eisbären miteinander spielen: Also herumtoben wie die Kinder. Und die Pfleger haben schnell herausgefunden, was er gerne macht. Er liebt es mit seiner grünen Decke, die bestimmt nach ihm und Herrn Dörflein riecht, zu spielen.

 

Glauben Sie, dass Knut gefährlich wird, wenn er größer ist?

Ja, natürlich! Knut – auch wenn er jetzt niedlich ist – bleibt ein gefährliches Raubtier. Knut ist ein männlicher Eisbär und wird, wenn er ausgewachsen ist, ungefähr 600 Kg schwer sein. Manche Eisbären werden sogar über 800 Kg schwer und können mit ihren großen Pranken und Armen sehr, sehr gefährlich schlagen und haben ein sehr gefährliches Gebiss!

Aber Sie und Herr Dörflein haben doch Knut großgezogen. Knut wird sich doch denken: „Denen will ich nichts antun!“.

Du hast Recht, dass Eisbären, die von der Flasche aufgezogen wurden, ihre Erzieher noch erkennen, auch wenn sie schon ausgewachsen sind.

Möchten Sie Knut nach Grönland bringen?

Nein! Nach Grönland nicht! Wenn wir ihn in die freie Wildbahn bringen sollten, wird es sehr schwierig mit einem Eisbär. Und wir haben jetzt das Glück, dass ganz viele Zoos aus aller Welt uns gefragt haben: „Kann Knut, wenn er groß ist, zu uns kommen? Wir haben ein paar nette Eisbärdamen, die sich bestimmt über Knut freuen würden!“.

Würde Knut in der freien Wildbahn überleben?

Er hätte es sehr schwer, weil er nie gelernt hat, etwas zu jagen. Eisbären ernähren sich hauptsächlich von Robben und die Mutter zeigt ihnen, wie man sie jagt. Weil Knut im Zoo von uns gefüttert wird, wird er nie lernen, zu jagen.

Wissen Sie, warum die Eisbären weiß sind?

Die Eisbären erscheinen weiß. Eigentlich ist ihr Fell durchsichtig. Dadurch, dass die Sonne auf ihr Fell scheint, sieht' s weiß aus. Die Haare sind – im Gegensatz zu unser Menschenhaar – innen hohl, so dass die hohlen Haare wie ein besonders warmer Mantel wirken. Eisbären kommen ja aus kalten Gebieten – der Antarktis, wo es das ganze Jahr über sehr kalt ist. Die hohlen Haare sind eine gute Wärmedämmung und weil die Eisbären sehr gut schwimmen müssen sind die hohlen Haare wie bei einem Schwimmreifen mit Luft gefüllt, die nach oben treibt, so dass Eisbären viele Kilometer schwimmen können.

Mögen Sie Wölfe?

Ich liebe Wölfe! Wölfe und Bären gehören zu meinen Lieblingstieren. Wölfe sind sehr schön, weil sie besonders viel Mimik und Gestik haben. Sie unterhalten sich sehr viel miteinander und haben ganz unterschiedliche Laute, mit denen sie kommunizieren. Das finde ich sehr, sehr spannend.


Interview: Clara, Emil, Jean-Victor, Louange et Joyeux
Zeichnungen und Fotos: Alina, Anastasia,
Clara, Emil, Jean-Victor
© Grand méchant loup, Mai 2007